Krabat
Am Samstag, 08.10.2022 hatten wir das Vergnügen, im MiR (Musiktheater im Revier) in Gelsenkirchen, das Werk “Krabat”, dargeboten von der Steampunkband Coppelius und den Himmelfahrt Scores, anzusehen. Nachdem es im Juni krankheitsbedingt nicht stattfinden konnte, waren wir sehr gespannt und vorfreudig, was uns diesmal von der wirklich künstlerischen Band Coppelius erwarten würde!
Hier eine kurze Zusammenfassung zu dem Werk, wenn ihr es kennt, überspringt diese Passage:
Krabat ist ein Jugendbuch aus dem Jahr 1971, geschrieben von Otfried Preußler und erzählt die Geschichte des gleichnamigen Waisenjungen, der in einer Mühle seine Lehrstelle antritt. Schnell wird klar, dass diese Mühle keine normale ist, nein, hier wird durch den Müllermeister, im Theater verkörpert durch Joachim G. Maaß, die “Schwarze Kunst” unterrichtet. Anfangs gefällt es Krabat gut in der Mühle, er genießt die Lehre, seine Zauberkräfte und die damit verbundene Macht. Auch mit seinen Mitgesellen freundet er sich rasch an. Doch nach und nach kommt der junge Krabat hinter das tragische Geheimnis der Mühle: Am Ende eines jeden Jahres muss der Meister, welcher sich dem Bösen verschrieben hat, einen seiner Schüler opfern, ansonsten stirbt er selbst. Ausgewählt wird vom Meister immer der Beste der Zauberschüler, bevor dieser im Vollbesitz seiner Kräfte ist, denn dieser könnte ihm, wenn er genügend gelernt hat, in einem Zweikampf gefährlich werden.
So stirbt beispielsweise im Ersten Jahr Krabats enger Vertrauter und guter Freund Tonda, gespielt von Sebastian Campione.
Am Ende des dritten Jahres stellt der Meister Krabat die Wahl, ob er dessen Nachfolger werden möchte. Krabat lehnt dies ab und wird mit der Macht der Liebe, von seiner Freundin Kantorka schließlich gerettet und der Meister stirbt in der Silvesternacht. Die Gesellen verlieren allesamt ihre Zauberkräfte und die Mühle verbrennt.
Otfried Preußler war ein deutscher Schriftsteller. Berühmte Werke, neben “Krabat”, sind “die kleine Hexe”, “der Räuber Hotzenplotz” und “das kleine Gespenst”. Er starb im Februar 2013 im Alter von 89 Jahren.
Coppelius ist eine Berliner Band, die nach eigenen Angaben Kammercore (Metal) betreiben. Hierfür greifen sie zu Cello, Klarinette und Kontrabass.
Sie sind bekannt für ihre theatralischen Aufführungen und Darbietungen während ihrer Konzerte. So ist Bastille, welcher in der Aufführung den Jungen Krabat spielt, auf der Bühne beispielsweise immer der Diener der fünf Herren.
Einige der Mitglieder haben Theatererfahrung und sind feste Darsteller im Mir.
“Krabat” ist bereits die zweite Aufführung, bei der die Band mitspielte. Auch “Klein Zaches genannt Zinnober” haben wir uns damals angesehen und waren deshalb sehr gespannt auf “Krabat”.
Kommen wir zur Aufführung:
Leider war das Große Haus des Theaters sehr leer, viele freie Plätze mittendrin und einige Reihen überhaupt nicht besetzt. Wir vermuten, dass es daran lag, dass die eigentliche Aufführung verschoben wurde und man fünf Alternativtermine zur Auswahl hatte. Schade für alle Beteiligten war es trotzdem.
Zugegebenermaßen, das Buch Krabat, oder die Geschichte dahinter kannten wir überhaupt nicht. Natürlich hat man den Namen gehört, aber wir haben nie den Roman gelesen. Haben wir vor “Klein Zaches genannt Zinnober” aber auch nicht.
Leider gehen wir nach drei Stunden Aufführung (mit Pause) aus der Vorstellung raus und wissen über das Buch und dessen Inhalt: NICHTS.
Zumindest nichts Zusammenhängendes. In der Aufführung wurden die ersten Drei Jahre des Jungen Krabat gezeigt, so wie es im Roman ebenfalls ist. Allerdings hingen die einzelnen Szenen unserer Meinung nach nicht oder nur sehr selten zusammen und wir als Laien konnten nicht wirklich sagen, warum Krabat gerade ist, wo er ist, was da passiert oder was das zu bedeuten hat. Für uns waren es unterschiedliche Szenen, ohne Kontext oder Erklärung. Träumt Krabat gerade oder trifft er sich wirklich mit dieser Frau? Warum sind Krabat und Juro gerade wo auch immer? Wieso ist Krabat gerade ein Pferd? Wieso sind gerade alle Raben?
Es war alles, zumindest für uns, bunt zusammengewürfelt und absolut ohne Sinn dahinter. Schade!
Natürlich hätten wir uns die Lektüre vorher durchlesen können, allerdings sind wir der Meinung, dass eine solche Aufführung auch für sich stehen sollte. Wenn ich mir “Krabat” anschaue, dann will ich es verstehen, ohne dass ich vorher Bücher wälze. Das ist den Herrn Coppelius bei “Klein Zaches genannt Zinnober” wesentlich besser gelungen.
Das Bühnenbild und der Aufbau bei Krabat waren dafür aber absolut fantastisch! Viele versteckte Objekte, sich bewegende Teile, die zu den entsprechenden Szenen auf die Bühne fuhren, ohne dabei die Aufführung zu stören. Eine Leinwand im Hintergrund zeigte die Mühle, passte sich aber je nach aktueller Sequenz an.
Und hier kommen wir zu einem weiteren Manko: Oftmals passten die Bilder, die im Hintergrund liefen, nicht zu dem, was auf der Bühne passierte. Dies ließ die komplette Szene sehr unruhig und undurchdacht wirken.
Die Beleuchtung war genial, nicht zu übertrieben, den Szenen angepasst und hat die einzelnen Darsteller gut ausgeleuchtet. Leider fanden wir den Nebel stellenweise zu stark.
Auch der Ton war nicht immer passend. Die Musik, beispielsweise das Schlagzeug, war oftmals viel zu laut, sodass man von dem eigentlichen Gesang nichts verstanden hat. Und das war leider mehrfach der Fall, sodass man nicht davon ausgehen kann, dass es in der ein oder anderen Szene gewollt war. Die Stimme von Joachim G. Maaß (der Meister) war stellenweise zu leise, sein Gesang etwas zu nuschelig dabei, sodass viele seiner zauberhaften Rituale oder Beschwörungen untergingen. Schade!
Zum Teil war aber auch die ein oder andere Stimme zu laut und es schmerzte in den Ohren. Natürlich waren wir begeistert von der Stimme der Kantorka, gespielt von Bele Kumberger. Im Ohr weh tun, weil sie viel zu laut ist und aufgrund dessen auch nicht zur Stimme von Bastille (Krabat) passte, sollte ihre Stimme allerdings nicht. Schade!
Zudem müssen wir sagen, dass wir die dargebotenen Lieder oftmals auch nicht passend zu der Szene fanden bzw. nicht nachvollziehen konnten, warum der junge Krabat gerade dieses Lied singt, wo doch in der Szene jemand gestorben ist.
Als Fazit lässt sich sagen, dass wir von dem Aufbau, dem Bühnenbild und der Technik dahinter wirklich begeistert sind. Alles hat harmonisch zusammen gepasst, Teile der Band saßen in den fahrbaren Teilen, die gut in die Szenerie Steampunk passten. Auch die Beleuchtung war passend, manchmal gewollt “schwach”, was aber die Spannung noch mehr erhöhte.
Also, was das Drumherum angeht, war wirklich alles sehr passend und sehr gut gemacht. Die Liebe zum Detail, der durchdachte Bühnenaufbau und die dazugehörende Beleuchtung haben super harmoniert und uns sehr beeindruckt. Eine wirklich klasse Produktion!
Was die eigentliche Aufführung und Umsetzung angeht, so fanden wir diese doch sehr schwach. Als Fans der Band hätten wir durchaus mehr erwartet. Es geht definitiv besser, wie die Herrn Coppelius bei “Klein Zaches” bereits bewiesen haben.
Natürlich kann man in einer Aufführung nicht jede einzelne Seite aus einem Roman wiedergeben, dennoch hätten wir uns mehr Stimmigkeit und Zusammengehörigkeit gewünscht! Es wirkte alles sehr fahrig, abgespeckt und undurchdacht.
Hätten wir “Klein Zaches genannt Zinnober” nicht gesehen, wären wir wirklich hochgradig enttäuscht gewesen und hätten die Aufführung mit dem Gedanken verlassen, dass Coppelius besser kein Theater mehr spielen sollte und das gesamte Arrangement nicht zusammen passt..
So haben wir die Aufführung mit dem Gedanken verlassen, dass das Konzept von Coppelius zwar wirklich gut in diese Branche und auf Theaterbühnen passt, diese Aufführung aber definitiv überarbeitet und überdacht werden muss. Leider!